George Steiner
geboren 1929 in Paris, aufgewachsen in einer gutbürgerlichen österreichisch-jüdischen Familie in Paris und New York lehrte in Princeton (Institute for Advanced Studies), Genf, Cambridge (Churchill College) sowie am Collége de France. Er, der zu den bedeutendsten Universalgelehrten unserer Zeit gehört, hatte ab 1994 den Lord Weidenfeld Lehrstuhl in Oxford inne. Steiner hat stets enge Spezialisierungen abgelehnt und stattdessen Grenzen überschritten - zwischen Sprache und Literatur, Philosophie, Religion, Musik, Kunst und Geschichte. Die Weite der von ihm erkundeten Interdependenzen zwischen Geist, Gesellschaft und Geschichte birgt eine stupende Faszination. Zu seinem 80. Geburtstag schrieb Die Zeit (23. 4. 2009): Steiner „wird bewundert als Ausnahmefigur, als eine große lebende Synthese, in der die Epochen, die Kulturen und die Wissensdisziplinen noch einmal gewissermaßen reichsunmittelbar zusammenfließen.“ Immer wieder und mit markanter Intensität hat Steiner über den Holocaust nachgedacht und geschrieben, über die Spannung zwischen dem abgrundtiefen Bösen im Menschen und seiner Fähigkeit zu höchsten Kulturleistungen. Dass Kultur unverzichtbar ist, ergibt sich nicht zuletzt aus dieser Perspektive. In seiner Autobiographie heißt es daher: „Konzepte und Ideen, die in ihrer Stärke alle Waffen und jedes Imperium übertreffen, brauchen keinen Pass. Hass und Furcht sind es, die Visa ausstellen und verweigern.“ Und den administrierenden, positivistisch-pragmatistischen Universitätszerstörern hat er ins Stammbuch geschrieben: „“Eine Universität oder eine Hochschule, die sich lohnt, ist ganz einfach eine, in der der Student in persönlichen Kontakt mit der Aura und der Bedrohung des Erstklassigen gebracht, in der er dafür anfällig gemacht wird.“ Aus Steiners umfassendem Werk seien folgende Buchtitel genannt:
The Death of Tragedy (1961);
In Bluebeard’s Castle (1971);
After Babel (1975);
On Difficulty (1978);
Die Antigonen (1988);
Martin Heidegger (1989);
Von realer Gegenwart (1990);
Der Garten des Archimedes (1997);
Errata. Bilanz eines Lebens (1997);
Der Meister und seine Schüler (2004).
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